Samstag, 1. Dezember 2007

Rezension des Buches "Russland und Europa"

Bei der Rezension werde ich mich bemühen dem Leitfaden im Schreib-Guide Geschichte zu folgen. Jedoch werde ich die einzelnen Thesen nicht mehr behandeln, da ich das bereits sehr ausführlich in meinen bisherigen Beiträgen getan habe, und mich an dieser Stelle nur wiederholen würde. Ich bitte dies zu berücksichtigen.

Die vorliegende Arbeit "Russland und Europa" von Geier, basiert auf einem breiten Fundus von Sekundärliteratur. Dies wird vom Autor ausdrücklich im Vorwort erwähnt. Ziel ist es weniger neue Thesen aufzustellen, sondern ein Überblickswerk zu schaffen, das in der Form zu diesem sehr interessanten Thema noch nicht existiert. Auf welche Sekundär- und Primärquellen sich Geier bezieht, legt er in einem umfangreichen Literaturüberblick bereits zu Beginn offen. Dies hilft dem geneigten Leser sich zu orientieren und ggf. näher in das Thema einzutauchen.

"Russland und Europa" handelt von der Wechselhaften Beziehung zwischen Russland und dem (restlichen) Europa. Probleme wirft bereits dieser erste Satz auf. Gehört Europa nun zu Russland oder nicht - wieso sonst sollte man von einer Beziehung ZWISCHEN Europa und Russland sprechen?

Schon das erste Kapitel bringt antworten. So sei es die Orthodoxie und die Mongolenherrschaft, durch die sich Russland anders entwickelt hat, als das restliche Europa. Im folgenden skizziert Geier die Europapolitik der russischen Zaren, angefangen von Iwan dem Schrecklichen bis hin zum letzten Romanow. Den Abschluss macht das sowjetische 20. Jhd. Das Buch darf keinesfalls als Standardwerk zur russischen Geschichte verstanden werden, der Autor versteht sich gut darauf die Fokussierung auf die Europapolitik in Russland zu legen. Dabei spielt vor allem die Herrschaftsgeschichte eine große Rolle.

Gesellschaftliche Aspekte im Wechselspiel Russland und Europa kommen mir jedoch ein wenig zu kurz, das mag jedoch auch an der mangelhaften Quellenlage liegen. Um hier jedoch bessere Vergleiche zu ziehen, muss ich mich näher in die Literatur zu dem Thema einlesen.

Positiv aufgefallen ist mir die klare Strukturierung und die übersichtliche Zitationsweise. Vor allem die Bibliographie ist sehr umfangreich und auf alle Fälle hilfreich. Der Schreibstil ist gekonnt sachlich, jedoch nicht nüchtern. Das beweist, dass auch wissenschaftliche Texte, eine gewisse Spannung aufbauen können - und auch Interesse beim Leien wecken können, das würde ich mir abschließend auch für meine eigene Arbeit wünschen.

Donnerstag, 22. November 2007

Eine wichtige Entscheidung

Der heutige Blog-Eintrag wird nur sehr kurz sein, dafür aber umso bedeutender für meine Arbeit.

Ich habe mich nun näher mit den Quellen auseinandergesetzt und angesichts der heutigen Einzelkonsultation zu einer Entscheidung bzgl. der zeitlichen Eingrenzung meiner Arbeit kommen müssen.

Ich werde mich kurz halten und komme gleich zum springenden Punkt: Meine Arbeit wird mit der Idee des "Dritten Roms" / Iwan dem Schrecklichen (Mitte 16 Jhd.) beginnen, und bei der Bewegung des Panrussismus / 1917 / Nikolaus II. enden (Anfang 20 Jhd.). Überspannt also 350 Jahre, vorwiegend russischer (Herrschafts)geschichte. Wobei ich mich hier ganz klar auf gewisse Zaren besonders konzentrieren werden (in Klammern die Regierungszeiten), nämlich:
  • Iwan der Schreckliche (1547-1584)
  • Michail Fjodorowitsch Romanow (1613-1645)
  • Fjodor III. Alexejewitsch (1676-1682)
  • Peter I der Große (1682-1721)
  • Katharina II. (1762-1796)
  • Alexander I der Retter Europas (1801-1825
  • Nikolaus I (1825-1855)
  • Alexander II (1855-1881)
Hier also nochmal eine Zuspitzung auf das ausgehende 18. und besonders 19 Jhd.

Thematisch möchte ich folgende Bereiche ausführlicher behandeln:
  • Idee des Dritten Roms (inkl. Mongolenherrschaft als kurze Vorgeschichte)
  • Spannungsfeld Orthodoxie u. Katholizismus (mit Vorgeschichte)
  • Die große Schritt nach Westen in der Zeit Peter des Großen
  • Russlands Rolle im Wiener Kongress und in der Heiligen Allianz (Gendarm Europas)
  • Russlands Politik in der Osmanischen Frage (inkl. Krimkrieg)
  • Panslawische/russische Bewegung und die Idee eines Großrusslands (Quasi die Zuspitzung der ganzen Arbeit und ihr Abschluss)
Noch einmal kurz zusammengefasst: Der Zeitraum den ich in meiner Arbeit behandle reicht vom Mitte des 16 Jhd. bis zum Anfang des 20 Jhd. Es wird mit der Idee des Dritten Roms (und damit auch einer kurzen Vorgeschichte / Einführung von 1000-1500 inkl. für das Thema sehr wichtigen Zeit der Mongolenherrschaft, 2 Seiten) beginnen und mit der Panslawistischen Idee enden. Wie mir, eigentlich unbeabsichtigt, auffällt behandle ich genau die Zeit in der Russland ein Kaisertum / Zarenreich war. Dazu fallen mir mögl. neue Titel ein, wie "Das russische Zarenreich und sein Verhältnis zu Europa", oder - plakativer, aber dafür wohl weniger wissenschaftlich - "Die Zaren und Europa".

Mittwoch, 21. November 2007

Analyse der Sekundärquellen

Die Basisquelle meiner Arbeit ist "Russland und Europa", welches ich nun seit 2 Wochen sehr ausführlich studiere und analysiere - mit dem ich jedoch noch immer nicht ganz fertig bin. Ich bemühe mich sehr ausführliche Notizen zu machen, die ich nur zum Teil hier im Blog veröffentliche (siehe die letzten Blogbeiträge). Die Frage die mich beim Lesen immer wieder beschäftigt, ist noch immer die nach der Ausrichtung meiner Arbeit: Möchte ich mich nun mit dem Verhältnis Europa : Russland im Allgemeinen beschäftigen od. mich stark auf die Panslawische Bewegung ausrichten? Wobei in jedem Fall die russische Geschichte einen Teil meiner Arbeit einnehmen wird, die Frage ist nur in welcher Form und Länge. Auch bin ich mir nicht sicher inwieweit ich die Sowjetunion in meine Überlegungen miteinbeziehen soll, oder ob ich mich wirklich nur auf das russische Zarenreich konzentrieren soll. Ich hoffe diese Fragen beim Lesen der anderen Lektüren näher ergründen kann. Die Notizen sind in jedem Fall schon ein gutes Grundgerüst für die Arbeit.

Nun also zu dem eigentlichen Thema dieses Blogeintrags, und zwar eine erste Analyse der weiteren Quellenfunde mit dem Versuch einer Benotung zu ihrer Verwertbarkeit (Schulnoten).

"Russland und der Westen" von Jurij N. Davydov ist leider eine herbe Enttäuschung. Es handelt es, wie zu erwarten war, nicht um ein historiographisches Werk, dennoch hatte ich auf einen kurzen geschichtlichen Überblick gehofft bevor der Autor (bzw. Max Weber) zur Situation Rußlands zu Beginn des 20. Jhd. kommt. Sicher, dieses Werk ist in sozialphilosophischer und politischer Dimension ein wichtiges, aber die Lektüre dieses Buches, würde viel zu weit über meine zeitlichen Resourcen hinausreichen. (5)

"Die Slawen und der Westen" von Hans Kohn. Ein sicher sehr spannendes Werk, das sich allerdings nicht nur auf Russland beschränkt. Interessant sind Kapitel Fünf aus Teil I "Europa, der Panslawismus und die russische Gefahr", der gesamte Teil II mit dem immens interessanten Kapitel "Russland und Europa". Die Schreibweise wirkt auf mich leider wenig wissenschaftlich, tw. erzählerisch - z.B gibt es keine direkte Zitation. Die Bibliographie könnte allerdings interessant sein. (3)

"Zur russischen Geschichts- und Religionsphilosophie - Soziologische Skizzen" von Th. H. Masaryk. Dieses Buch gab mir Rätsel auf. Zum einen ist der Titel nicht sehr aufschlussreich, zum anderen gab mir der Autor fragen auf: Ein tschechischer Präsident als Autor eines Standardwerks über russische Geschichte? Nach dem ersten Überblick bin ich positiv überrascht. Hier finden sich viele Ideen die auch Geier aufgegriffen hat, wie die des Dritten Roms. Ungewöhnlich ist die Verwendung vieler Statistiken und Diagrammen. Inwiefern diese hilfreich oder störend sind kann ich noch nicht sagen. Weniger hilfreich ist aufjedenfall das fehlen eines Inhaltsverzeichnisses. Bis S170 ist das Buch sehr historiographisch orientiert, danach eher soziologisch indem der Autor näher auf die Frage der Religionsphilosophie eingeht. Sicher sehr interessant, nur übersteigt das den Rahmen dieser Seminararbeit. Da die ersten 170 Seiten sehr interessant ist gebe ich der Quelle dennoch die Note (2)

"Russland und Europa" von Danilevskij. In meinem Eifer zu Studieren habe ich wirklich mit vielem gerechnet, aber mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich jemals Fraktur lesen muss. Eine, wie ich finde, zurecht abgeschaffte Schrift. Leider ist dieses Buch von 1920 in Fraktur verfasst, als Ausrede kann ich noch nicht einmal den Inhalt geltend machen, denn der behandelt genau mein Thema in voller Länge und Breite, ohne (natürlich überspitzt gesagt) philosophischem oder soiologischem Intermezzo. Eine schwierige Aufgabe erwartet mich... Note (2,5)

"Russland und das Selbstverstädnis Europas" von Groh. Ein Buch das dem eigentlich Problem in der Fragestellung am besten gerecht wird: Was ist überhaupt Europa und wieso gehört Russland dazu und wieso nicht? Sehr interessant, zum Teil auch sehr in die Tiefe gehend, ich werde wohl nicht die Möglichkeit haben das gesamte Werk zu studieren (362) Seiten, aber zumindest in Auszügen sicher in meine Arbeit einfließen lassen. (2)

Inwiefern ich noch auf weitere Lektüren zugreifen werde, kann ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen. Der Grundkanon werden wohl die letzten vier Werke und "Rußland und Europa" von Geier bleiben.

Dienstag, 20. November 2007

Von Iwan dem Schrecklichen bis Fjodor Aleksejewitsch

Iwan IV. der Schreckliche, ein Enkel des Großfürsten Iwan III. lies sich 1547 zum Zar krönen und gründete damit das russische Kaiserreich. In der russischen Geschichtsforschung hat er den Ruf eines großen Eroberers (er vergrößerte das Staatsgebiet um die Hälfte) und gleichzeitig den eines erbarmungslosen Tyrannen. An dieser Stelle möchte ich direkt aus dem Buch "Rußland und Europa" von Wolfgang Geier zitieren:

Das Vorgehen des Zaren, seiner Truppen und der Behörden ließen in Europa, besonders in den Nachländern der zeitweilig eroberten baltischen Gebiete sowie in Polen, Deutschland und Österreich Vorstellungen von den „moskowitischen Greueln“ entstehen, die mit den „türkischen Greueln“ gleichgesetzt wurden. Dieses Bild sollte das „Bild Russlands“ in Europa über Jhd. bis in die Gegenwart hinein bestimmen. Die russische Wesensart und Politik wurden als unmenschlich und barbarisch, als unberechenbar und tyrannisch empfunden und dargestellt. „Finsteres, unmenschliches Moskowien“ (S64)

Überliefert ist, dass Iwan IV. großen Gefallen daran fand neue Foltermethoden zu erfinden und diese an seinen Untertanen, auch engsten Beratern auszuprobieren. Er lies es sich nicht entgehen die Greuel selbst anzusehen. Dabei fanden tausende Menschen den Tod. Es heißt, er hätte sich damit gerühmt 1000 Jungfrauen zu vergewaltigen und die daraus entstandenen Kinder abzuschlachten. Diese Geschichte ist wahrscheinlich nicht wahr, sie stammt wohl aus der Feder katholischer Mönche. Jenen Mönchen allerdings, die zur selben Zeit an den Hexenverbrennungen und der Folter von Ketzern beteiligt waren.

Trotz oder wegen seiner Schreckensherrschaft erreichte Iwan IV. einige Reformen in seinem, im Vergleich zum europäischen Westen, rückständigen Reich. 1550 wurde ein Gesetzesbuch eingeführt, durch das Parlament werden die Rechte der Bauern gestärkt. Die Reformen verfestigten den Staatsapparat und ermöglichten erst die außerpolitischen Erfolge, und damit auch den enormen Landgewinn.

Der nächste große Schritt richtung Westen wurde von Fjodor Aleksejewitsch ausgeführt, der von 1676 bis 1682 als dritter Romanow über das russische Reich regierte. Er war ein für die damalige Zeit ungewöhnlich gebildeter Mann, der in seiner Herrschaftszeit die "Öffnung 'gen Westen" durch seinen Nachfolger Peter dem Großen maßgeblich vorbereitet hat. Allerdings scheiterten Fjodors Bemühungen um eine antitürkische Allianz mit Polen und Österreich zu bilden. Erst seine Nachfolgerin Sofija realisierte dieses Vorhaben. Russland trat 1686 der nach der Türkenbelagerung von Wien 1684 gegründete heiligen Liga bei. Diese Liga bestand aus dem Papst, dem Kaiser, Polen und Benedig. Der Vertrag verankerte Russland Platz im europäischen Machtzirkel.

Im Gegensatz zu Fjodor Aleksejewitsch und seinen Nachfolgern, die alle (mehr oder minder) gute Kenntnisse über Europa hatten, blieb das Volk ungebildet. Nun wieder ein Zitat aus Rußland und Europa von Geier:

Reisefreiheit der Russen war bis in die Neuzeit stark eingeschränkt. Lizenzen waren von Nöten, in der Regel auch Bestechungsgeld. Die Abgrenzung nach Außen wurde von der orthodoxen Kirche befürwortet. Alles verderbliche kam aus dem (europäischen) Westen. (S74)

Die Meinung der Europäer über Russland war von den selben Vorurteilen geprägt. Wusste jemand etwas über das Zarenreich zu sagen, waren es Geschichte vom "grausamen Moskowien".

Montag, 19. November 2007

Moskau als drittes Rom

Im 10 Jhd. nach Christus wird Russland (zu dem Zeitpunkt vornehmlich die Kiewer Rus) durch die irischen Mönche Kyrill und Method von Byzanz aus missioniert. Dadurch wird das Land im Osten christlich-orthodox. Mit der Missionierung geht nicht nur eine neue Religion einher, viel mehr eine ganze Kultur, die sich durch den byzantinischen Farbton bereits von der römisch-katholischen Tradition des Westens deutlich abhebt. Wobei es zu dem Zeitpunkt noch zu früh ist von einem Europa zu sprechen, wie wir es heute kennen.

Im 12 Jhd. bereits begann die Kiewer Rus zu zerfallen, dies ermöglichte es den einfallenden Mongolen (genauer der Goldenen Horde) die Herrschaft über das Gebiet zu erlangen und es über 2 Jhd. zu halten. Durch die Fremdherrschaft nahm Russland eine gänzlich andere Etwicklung als der Rest Europas in jener Zeit. Die asiatischen Herrscher waren brutal und grausam, Traditionen und Gebräuche (wie die Leibeigenschaft) sind noch viel länger geblieben als die Mongolen selbst. In diese Richtung muss ich noch genauer forschen.

Am 29. Mai 1453, also in der Regierungszeit des Fürsten Iwan III., fällt Konstantinopel an die Osmanen. Der uns überlieferte Kommentar zu diesem monumentalen Ereignis stammt von einem russischen Mönch namens Filotheos, dessen Meinung absolut zeitgenössisch war:

„Alle christilichen Reiche sind vergangen. Statt ihrer steht das Reich unseres russischen Zaren. Rom und Byzanz sind gefallen. Der Welt ist die dritte Metropole beschert worden: Moskau“.


Moskau als drittes Rom, als legitimer Nachfolger von Konstantinopel - und damit auch eine europäische Metropole, wenn auch in einem noch anderen Verständnis. Noch in einem Europa ohne eigene Identität. Genau in jene Zeit fällt auch der Sieg über die Goldene Horde, und damit die Befreiung der Kiewer Rus von seinen Besatzern.

Stand der Dinge

Ich habe in der letzten Woche Probleme mit meinem Internetzugang gehabt, und deshalb leider nicht veröffentlichen konnte. Offline habe ich natürlich fleißig weiter geschrieben. Diese Beiträge werde ich revidiert im Laufe der nächsten 1-2 Tage online stellen.

--
Der Großteil meiner Arbeit nahm die Lektüre des Buches "Russland und Europa" ein - das doch mehr Aufwand war als ich gedachte hatte. Dennoch bin ich froh darüber recht ausschweifende Notizen gemacht zu haben, diese werden mir bei der Schreibarbeit sicher nützlich sein. Inwiefern ich mich jetzt noch auf die Panslawische Bewegung konzentriere, ist eine schwierige (und für mich noch offene) Frage, die sehr von den Quellen abhängt die mir zur Verfügung stehen.

Ich werde nun mit der Analyse des Buches "Russland und Europa" beginnen (auf Grundlage meiner Notizen).

Ein für mich zentraler Satz wird vom Autor bereits im Vorwort geäußert, dieser wird in abgewandelter Form sicherlich auch den Weg in meine Arbeit finden:


"Das eigentliche Problem Europas, als Idee wie als Realität, ist Russland. Wenn man „Russland und Europa“ sagt, bedeutete und bedeutet dies im Grunde, dass „Russland“ auf der einen und das „übrige“ Europa auf der anderen Seite gemeint sind.", weiter heißt es "Der wissenschaftliche Forschungsbegriff „Verhältnis zw. Russland und Europa“, nicht „Russland in Europa“ weist bereits auf einen Unterschied, einen Abstand oder Gegensatz hin."
(S15)

Ein interessanter Ansatz. Der Titel nimmt die Conclusio quasi schon vorweg. Die Ursache der Forschung ist gleichzeitig ihr Ergebnis. Spannend, wieviel uns die Terminologie über einfachste Gedankenänge verrät. In diesem Zusammenhang erscheinen Begriffe wie Osteuropa (für das eigentlich Mitteleuropa) sinnvoll und logisch. Gibt es hier also eine kulturelle, geschichtliche Grenze die von der uns bekannten geographischen stark abweicht? Und noch nicht einmal die geographische Grenze scheint klar definiert zu sein. Geier stellt dazu eine interessante Frage:

Gehört Russland zu Europa oder Asien, oder Europa zu Asien („Europa als westliche Halbinsel Asiens“)?

Dies sind natürlich nur ganz theoretische, noch nicht unbedint historische Überlegungen, jedoch begründen sie den Wertgehalt der Fragestellung - wie ich finde - sehr treffend. Immerhin ist der Begriff Europa ja zur Abgrenzung von Asien und Lybien (Afrika) entstanden - quasi per Auschlussverfahren.

Aus historischer Perspektive bleibt folgendes festzuhalten:

Der fränkisch-germanische, römisch-katholische „abendländische“ Westen Europas steht dem slawisch, griechisch-orthodoxe Osten gegenüber. Hierbei werden zwei Begriffe geprägt: Das von der Laitnität, der Romania geprägte Wort „Alteuropa“ auf der einen Seite, und das von dem orthodoxen Christentum geprägte „Neueuropa“.

Dies wäre sozusagen die Quintessenz meines Vorworts, auf die nun eine - nicht allzu knappe - Einleitung folgen würde. Nämlich (im direkte Anschluss an das letzte Zitat) der Werdegang Russlands nach der christlichen Missionierung durch Byzanz, insbesondere die Positionierung Moskaus als drittes Rom nach dem Untergang der weströmischen Hauptstadt.

Donnerstag, 8. November 2007

Der Schneball rollt an, und er ist gewaltig

Nachdem die ersten Lektüren die ich mir zur Brust genommen habe, eher Zufallsfunde waren, habe ich heute die ersten beiden Bücher aus meiner - bisher noch bescheidenen - Literaturliste näher unter die Lupe genommen.

Gleich das erste Werk Russland und Europa - "Studien zur russischen Deutschlandpolitik in der Zeit des Wiener Kongresses" von Ulrike Eich war eine herbe Enttäuschung. Denn der Untertitel spiegelt den Inhalt des Werkes - zu meinem Nachteil - recht präzise wieder und ist in diesem Detailgehalt für meine Überblicksarbeit kaum brauchbar.

Kaum zu glauben, das zweite Buch mit selbigem Titel "Rußland und Europa" von Wolfgang Geier ist genau das Gegenteil von Eichs Werk (eine Diss übrigens). Hier habe ich absolut ins Schwarze getroffen. Was mir noch einmal vor Augen führt welche zentrale Rolle Quellen in der wissenschaftlichen Arbeit überhaupt spielen. Seine Arbeit ist außerdem nicht nur sehr brauchbar, sondern - für ein wissenschaftliches Werk nicht unbedingt selbstverständlich - sehr gut geschrieben und spannend. Nun habe ich noch mehr Lust auf das Thema bekommen! Um ein wenig auf den Inhalt einzugehen:

Geier behandelt die Beziehung Russlands und Europas vom 10. Jhd bis zum Ende des 20. Jhds. In der Einleitung spricht er von der Trennung Europas bereits durch die Spaltung der Orthodoxen und Katholischen Kirche. Dabei wird u.a Polen und Ungarn eine besondere Rolle in dieser Beziehung eingeräumt. Bis zum 10. Jhd. handelte es sich also eindeutig um ein getrenntes Europa, das abendländische (Alte Europa) und das morgenländische (Neue Europa) mit Zentrum Byzanz. In den Jahrhunderten nach dem 10. Jhd. entwickelte sich das heutige Russland aus der Kiewer Russ. Für die damaligen Westeuropäer ein unbekanntes Territorium, das es zu erforschen halt. Davon zeugen noch heute zahlreiche Reiseberichte aus dem 16. und 17. Jhd. Die Europäisierung Russland begann im 18. Jhds. Das ist bei Geier Kapitel 2, ab S. 77. Und hier setzt auch meine Arbeit an, ohne jedoch die frühere Geschichte komplett außer Acht zu lassen (diese werde ich wohl in einem ausführlichen Vorwort behandeln). "Rußland und Europa" ist ein sehr gutes Überblickswert, doch was es wirklich wertvoll macht sind seine reichhaltigen Quellenangaben, die tw. schon bibliographische Züge tragen (vg. Vorwort). Darunter auch Verweise auf unzählige Primärquellen wie Zitate berühmter Russen und Westeuropäer zum Thema Russland und Europäische Einheit, Verträge wie die Pax Rossica und Berichte von reisenden Zeitgenossen die wohl einen ganz besonderen Blick auf das russisch-europäische Verhältnis ermöglichen.

Hier ein kleiner Überblick über die Literaturhinweise:

Danilewsky N, Russland und Europa. Eine Untersuchung über die kulturellen und politischen Beziehungen der slawischen zur germanisch-romanischen Welt (Stuttgart 1920), Osnabrück 1965

Masaryk, T: Russland un Europa. Studien über die geistigen Strömungen in Russland, Jena 1913; einige der hier entwickelten Auffassungen erschienen erneut, teilweise verändert in Masaryk, T.: Das neue Europa. Der slawische Standüunkt (Nova Europa, Prag 1920), Berlin 1991

Harvest H: Massloses Russland. Selbstbezichtigungen und Bezichtigungen. Russisches Leben, Zurüch 1949 (Primärquellen!!)

Tschischewskij, D,; Groh, D. (Hrsg.): Europa und Russland. Texte zum Problem des westeuropäischen und russischen Selbstverständnisses, Darmstadt 1959 (Primärquellen!)

Summer, B.: Russland und Europa. Aus: Oxford slavonic Papers II, in: Tschischewskij, D.; Groh, D. (Hrsg.): Europa und Rußland

Davydov, J.; Geadenko, P.: Rußland und der Westen. Heidelberger Max-Weber Vorlesungen 1992, Frankfurt am Main 1995

Wegner, M.; Remer, C., Heselschneider, E.: Russland und Europa. Historische und kulturelle Aspekte eines Jahrhundertproblems, Leipzig 1995

Die Anzahl der Quellen lässt mich natürlich mit einem weinenden und lachenden Auge zurück. Auf der anderen Seite gibt sie mir auch die Möglichkeit mit auf bestimmte Themengebiete zu fokussieren. Zumindest spiele ich mit dem Gedanken. Folgendes Unterthema würde sehr interessant klingen:

Der russische Panslawismus und seine Idee vom vereinten Europa.

Mittwoch, 7. November 2007

Überlegungen zu Primärquellen

Die Frage nach Primärquellen ist keine einfache und wird sicherlich tiefgehende Recherchen erfordern. Folgende Möglichkeiten sehe ich für meine Arbeit

- Zeitgenössische Meinungen vom russischen Intelektuellen zu Europa und insbesondere zur Europäischen Einheit
- Kontrakte und Verträge mit europäischen Mächten im 18 u. 19 Jhd.

Mehr fällt mir im Moment nicht ein. Morgen fahre ich mit der Literaturrecherne fort, vl. ergeben sich ja im Zuge des Schneeballsystem interessante Optionen.

Ziele und Nichtziele

In meiner Ausbildung an der Handelsakademie war eines unserer Lernschwerpunkte Projektmanagement. Ich glaube, dieses wissen könnte mir auch im Geschichte-Studium nützlich sein. Eine der Techniken im Projektmanagement lautet "Projekteingrenzung". Hierbei wird das Projekt (im Gegensatz zum "täglichen Geschäft", ein einmaliges Ereignis - also auch eine Forschungsarbeit), hinsichtlich der Ressourcen, den Zielen und Nichtzielen sowie weiter Merkmale eingegrenzt. Ich werde nun versuchen einige dieser Instrumente einzusetzen, um mir einen besseren Überblick über meine Arbeit zu schaffen und näher zu eruieren was ich eigentlich will und was nicht.

Projekttitel

Russland, ein europäisches Land? (Arbeitstitel)

Projektauftraggeber

Prof. Wolfgang Schmale

Projektdauer

11. Oktober bis 17. Jänner

Projektziele

- Erstellung einer Arbeit im Umfang von 20 Seiten
- Klärung der Rolle Russlands im europäischen Kontext
- Zeitlicher Schwerpunkt: 18. Jhd bis 21 Jhd. (ab Peter dem Großen).
- Zu klärende Fragen im Rahmen der Arbeit (u.a)

Welche Verbindungen bestanden in der russischen Aristokratie zum Westen?
Welche Unterschiede gab es in der Bevölkerungsstruktur, insbesondere auch die Stellung der Bauern.
Wie konnte es zur russischen Revolution kommen, wieso ist dies in Russland geschehen?


Nichtziele

- Keine Arbeit über die Sowjetunion, auch keine Arbeit über den Kommunismus
(wird noch ausgebaut)
- Anhand der Begrenzung (20 Seiten) kein Anspruch auf vollständigkeit, Überblicksarbeit mit Schwerpunkten

Dienstag, 6. November 2007

Beim Stöbern in der FB Geschichte...

.. habe ich einige interessante Werke gefunden, die noch nicht auf meiner Literaturliste auftauchen. Diese wären:

Esther Kingdom-Mann, In Search of the True West - Culture, Economics, and Problems of Russion Development
A. A. Gromyko, B. N. Pomarjow, Geschichte der sowjetischen Außenpolitik 1945-1976
Robert D. English, Russia and the Idea of the West


In Search of the True West

Im ersten Kapitel behandelt der Autor die Organisation des agrarischen Lebens im Deutschland, England und Frankreich des 18 Jhd. Mit dem Aufgreifen von technischen Neuerungen und Fortschritten im bäuerlichen Leben des 18 Jhd. versucht der Autor den Kontrast zum damaligen Bild der Bauern aufzuzeigen. Vor allem in Frankreich und England werden die Bauern von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen ausgeschlossen. Ähnlich ist die Situation der Bauern in Russland, die hier in Kommunen organisert ist. Worauf der Autor jedoch hinaus will, wird mir noch nicht klar.

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