Kapitel I.
Europa, eine variable Größe
Für die heute gemeinhin anerkannte Ostgrenze Europas zu Asien zeigt sich der schwedische Kartograph Philip Johan von Strahlenberg (1667-1747) verantwortlich. Bis ins 17. Jhd. galt noch die westliche Grenze Russlands als östliche Grenze Europas. Dort wo das russische Barbarenreich begann, endete der gebildete Okzident.
Bis heute ist uns dieses riesenhafte und unüberschaubare Russland suspekt geblieben. Es gehört zu Europa, und doch irgendwie nicht. Dieser Zwiespalt ist das Produkt einer wechselvollen Beziehung zwischen Russland und dem Westen, geprägt von Annäherung und Abweisung. „Wenn nicht nach dem Recht der Geburt, sondern zumindest nach dem Recht der Adoption“ gehöre Russland zu Europa, meint zum Beispiel der Slawophile Nikolai Jakowlewitsch Danilewski hierzu.
Obgleich von Strahlenberg die östlichen Grenzen unseres Kontinents scheinbar unwiderruflich festlegte, so blieb der Terminus „Europa“ doch immer eine leere Hülle, die erst durch den Betrachter mit Inhalt gefüllt werden musste und deshalb nie objektiv sein konnte. Für den Philosophen Bernard-Henri Lévi ist Europa kein Ort, sondern gar nur eine Idee. Auch die Grenzen von Strahlenbergs waren in Wirklichkeit nur die Projektion eines Wunsches. Der schwedische Kartograph arbeite auf Befehl Peter I. des Großen, der sein Land um jeden Preis zu einem Teil Europas machen wollte. Unter all seinen Bemühungen war dies die wohl erfolgreichste, kann ihr Ergebnis doch in jedem Schulbuch nachgelesen werden.
Die russischen Zaren haben eine besondere Rolle im Verhältnis zwischen Russland und Europa, und damit auch für das Selbstverständnis Europas gespielt. Sie waren, mehr noch als ihre westlichen Pedantes despotische Herrscher deren Blick auf Europa und das Verhältnis zum seinem Wertekanon, wie auch immer dieser auszusehen vermochte, maßgebend für die Beziehung Russlands zu Europa war.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand das Thema dieser Arbeit „Die Zaren und Europa – Eine Skizze des Verhältnisses von Russland zu Europa zwischen 1480 und 1917“. Wobei ich mich angesichts des beträchtlichen Zeitrahmens in der vorliegenden Studie auf die für dieses Thema besonders wichtigen Persönlichkeiten und Aspekte konzentrieren werde. Für das Verständnis der Thematik sind einige über den Zeitrahmen herausragende Kenntnisse notwendig, die ich im folgenden Kapitel kurz behandeln werde.
Für die heute gemeinhin anerkannte Ostgrenze Europas zu Asien zeigt sich der schwedische Kartograph Philip Johan von Strahlenberg (1667-1747) verantwortlich. Bis ins 17. Jhd. galt noch die westliche Grenze Russlands als östliche Grenze Europas. Dort wo das russische Barbarenreich begann, endete der gebildete Okzident.
Bis heute ist uns dieses riesenhafte und unüberschaubare Russland suspekt geblieben. Es gehört zu Europa, und doch irgendwie nicht. Dieser Zwiespalt ist das Produkt einer wechselvollen Beziehung zwischen Russland und dem Westen, geprägt von Annäherung und Abweisung. „Wenn nicht nach dem Recht der Geburt, sondern zumindest nach dem Recht der Adoption“ gehöre Russland zu Europa, meint zum Beispiel der Slawophile Nikolai Jakowlewitsch Danilewski hierzu.
Obgleich von Strahlenberg die östlichen Grenzen unseres Kontinents scheinbar unwiderruflich festlegte, so blieb der Terminus „Europa“ doch immer eine leere Hülle, die erst durch den Betrachter mit Inhalt gefüllt werden musste und deshalb nie objektiv sein konnte. Für den Philosophen Bernard-Henri Lévi ist Europa kein Ort, sondern gar nur eine Idee. Auch die Grenzen von Strahlenbergs waren in Wirklichkeit nur die Projektion eines Wunsches. Der schwedische Kartograph arbeite auf Befehl Peter I. des Großen, der sein Land um jeden Preis zu einem Teil Europas machen wollte. Unter all seinen Bemühungen war dies die wohl erfolgreichste, kann ihr Ergebnis doch in jedem Schulbuch nachgelesen werden.
Die russischen Zaren haben eine besondere Rolle im Verhältnis zwischen Russland und Europa, und damit auch für das Selbstverständnis Europas gespielt. Sie waren, mehr noch als ihre westlichen Pedantes despotische Herrscher deren Blick auf Europa und das Verhältnis zum seinem Wertekanon, wie auch immer dieser auszusehen vermochte, maßgebend für die Beziehung Russlands zu Europa war.
Aus diesen Überlegungen heraus entstand das Thema dieser Arbeit „Die Zaren und Europa – Eine Skizze des Verhältnisses von Russland zu Europa zwischen 1480 und 1917“. Wobei ich mich angesichts des beträchtlichen Zeitrahmens in der vorliegenden Studie auf die für dieses Thema besonders wichtigen Persönlichkeiten und Aspekte konzentrieren werde. Für das Verständnis der Thematik sind einige über den Zeitrahmen herausragende Kenntnisse notwendig, die ich im folgenden Kapitel kurz behandeln werde.
michael.h - 13. Jan, 18:22