Montag, 15. Oktober 2007

"einestages.de" - Zeitgeschichte bei SpiegelOnline

Bis vor einigen Jahren war das Internet eine sehr einseitige, oft auch sehr langweilige Sache. Es gab auf der einen Seite den Publisher, der die Inhalte zur Verfügung stellte und auf der anderen Seite den Leser, der diese Inhalte konsumierte.
Zwischen ihnen eine unüberwindbare Mauer, die dank
Gästebüchern und Foren gelegentlich ein wenig bröckelte, jedoch nie zur Gänze einbrach. Wer zum erlesenen Kreis der Publisher, oder auch Webmaster, gehören wollte musste sich schon gehörig anstrengen. Nebst HTML-Kenntnisse, brauchte man teuren Webspace und eine URL. Alles sehr kompliziert, für die meisten Menschen zu kompliziert.

Dies alles änderte sich grundsätzlich mit der Entwicklung zum "User Based Content"; wie weit diese Entwicklung gehen kann zeigt uns einestages.de, das neue Zeitgeschichteportal von SpiegelOnline. Wie ich finde, vor allem für Historiker, eine spannende Idee.

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einestages.de ermöglicht allen Menschen ihre persönlichen Erinnerungen der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, das Ziel der Seite ist der "Aufbau eines kollektiven Gedächtnisses unserer Geschichte" [sic]. Anders jedoch als z.B bei Wikipedia, werden alle Beiträge überprüft und auf redaktionelle Standards getrimmt. Der Hauptaugenmerk von einestages.de liegt neben den Texten vor allem auch auf medialen Inhalten - Bilder, Videos, Tondokumente. Die Ernsthaftigkeit des Vorhabens unterstreicht die Kooperation mit zahlreichen namhaften Partnern, wie z.B dem deutschen Bundesarchiv, dem Progress Filmverleih (der das DEFA-Erbe verwaltet) oder auch der deutschen Fotothek. Deutlich wird hierbei der starke Fokus auf deutsche Geschichte; große Themen sind der Mauerfall, der RAF-Terror und das Leben in der DDR.

Etwas unklar scheint mir das Copyright formuliert zu sein, alle Dokumente dürfen für private Zwecke genutzt werden. Schließt das nun wissenschaftliche Arbeiten mit ein oder nicht? Vielleicht kann ja hier jemand weiterhelfen..

Der Blick auf einestages.de lohnt aufjedenfall, wer nur ein wenig Interesse an (deutscher) Zeitgeschichte mitbringt, der wird so schnell nicht wegklicken.

Links

www.einestages.de

Einleitung oder "Wieso ich Geschichte studiere"

Grüßgott, Gutentag, Bonjour, Hallo!

Bevor ich hier mit meinem eigentlichen Blog starte, möchte ich einige Worte zu meiner Person los werden.

Ich bin erstsemetriger Geschichtestudent an der Uni Wien - oder wie man in den USA zu sagen pflegt - Freshman, Frischmensch. Weshalb ich mich für die hohe Kunst der Geschichtsschreibung entschieden habe? Keine einfache Frage, die auch nicht in zwei Halbsätzen beantwortet werden kann. Wie ich finde, ist diese Frage aber von grundsätzlicher Bedeutung - denn woher sonst sollen Sie, werte Leserschaft wissen, dass ich es hier auch wirklich ernst meine?

"„Was willst du denn damit mal anfangen?“, „Geschichte, ist das nicht das Studium bei dem man nebenbei noch den Taxischein machen muss?“ oder „.. dann mach es doch wenistens auf Lehramt“ – Bemerkungen die ich, wie viele andere Erstsemestrige in Geschichte wohl auch, oft hören muss. So bin ich jeden Tag aufs neue gezwungen mich für mein Geschichtstudium zu rechtfertigen. Meine Antworten stellen mein Gegenüber sellten zufrieden, was bleibt ist ein verwundert abwertender Blick. In diesem Moment hat der Gesprächspartner wohl folgendes vor Augen: Meine Wenigkeit als verarmten Mann mit Mag.-Titel, der trotz vieler Jahre Studium froh sein muss seine Miete mit dem bisschen zu bezahlen was er beim MacDonalds verdient. Natürlich wünsche ich mir eine rosigere Zukunft, aber ich könnte mir auch ein abschreckenderes Szenario vorstellen; vor mir das Bild eines gut verdienenden Managers, der sich jeden Tag durch den brutalen Alltag der freien Wirtschaft quält, dabei kaum Zeit hat sein verdientes Geld auszugeben oder sich gar um seine Familie zu kümmern. Geld ist nicht Glück, das verkennen viele Menschen. Das ist natürlich nicht der Hauptgrund wieso ich mich für Geschichte entschieden habe, es ist ein viel trivialerer, in unserer Zeit fast schon obszöner Beweggrund; Interesse, schlichtweg Leidenschaft. Die Leidenschaft zu erkennen wieso unsere Welt heute so ist wie sie ist und welche Ereignisse uns zu dem Punkt geführt haben an dem wir heute stehen.

In diesem Geiste möchte ich auch diesen Blog "chronoblog" gestalten. Geschichte ist für mich nicht die Aneinanderreihung von Daten und Fakten, obwohl der Titel dieses Blogs dies vielleicht suggerieren mag. Aber schauen wir uns den Titel etwas genauer an. Das Wort "chrono" ist griechischen Ursprungs und bedeutet nichts anderes als Zeit, der zweite Teil des Titels meint, wie die meisten bereits wissen werden, Internettagebuch. "chronoblog" bedeutet für mich also "Zeittagebuch". Ein Phantasiebegriff also, hinter dem jedoch eine Idee steckt. Ein Tagebuch ist für mich immer etwas lebendiges, nicht nur zum Zeitpunkt des Schreibens, auch Jahre (Jahrzehnte) später bleibt es irgendwie vital. Ein Beispiel dafür ist das Tagebuch der Anne Frank, das uns noch heute tief ergreift. Obwohl es nur das Tagebuch eines kleinen Mädchens ist, zeigt es doch die Grausamkeit ihrer Zeit. Würden wir das gleiche empfinden, wenn wir die Zahl der NS-Opfer vor uns sehen würden? Nein, denn keine Zahl kann das bewirken, was uns ein Einzelschicksal lehrt. Geschichte ist für mich das Leben der Menschen, der Blick auf Zusammenhänge und Veränderungen - erst dadurch wird Geschichte lebendig.

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